„Die Arcaden werden edel“

Interview, erschienen in der Zeitung „Rheinische Post“

Matthias Böning, Vorstandsvorsitzender des Arcaden-Investors Mfi, erklärt das Erfolgskonzept moderner Shopping-Center in Zeiten des Online-Handels.

Er verrät, wie die Arcaden aussehen und warum die Niederländer wieder zum Einkaufen nach Gladbach kommen werden.
Herr Böning, Ihr neues Center in Leipzig ist groß, mitten in der Stadt und wirkt edel. Sehen so die Shopping-Center der Zukunft aus – also auch in Mönchengladbach?

Böning: Das ist absolut richtig. Für ein echtes Einkaufserlebnis muss ein Center groß sein. Klein aber fein funktioniert nicht. Die Städte müssen im eigenen Interesse ihre guten Innenstadtlagen in diesem Sinn entwickeln. Und die Qualität der Architektur spielt eine große Rolle. Die Kunden spüren das genau, ob ein Center gute Architektur bietet oder nicht. Das ist auch für unsere Shop-Partner ein neuer Weg. Wir müssen sie von unserem anspruchsvollen Konzept überzeugen. Ich sage Ihnen ein Beispiel: In den Höfen am Brühl gibt es einen McDonalds. Das ist nichts Besonderes. Besonders ist aber die Einrichtung, zum Beispiel die Bänke, die zum Architektur-Konzept des Centers passen. Sie werden in ganz Deutschland keinen so schönen McDonalds finden wie diesen hier.

Werden Sie die Mönchengladbach Arcaden genau in diesem Sinne bauen, also mit edler Anmutung?

Böning: Ja, alle drei Dinge gelten auch für Mönchengladbach. Das ist ein großes Center. Wenn Sie sich hier in Leipzig die Höfe anschauen, ist das ziemlich genau die Größe der Arcaden. Es liegt an der Hindenburgstraße, also an der zentralen Einkaufsstraße mitten in der Stadt. Und es gibt mit Kadawittfeld ein Büro, das ganz tolle Ideen für die Gestaltung hat. Sie können sicher sein: Das wird ein ähnlich spektakulärer Bau wie hier in Leipzig, der weit über die Stadt hinaus für Aufmerksamkeit sorgt. Wegen der Topographie werden die Arcaden natürlich anders aussehen als die Höfe hier. Wir haben wegen der gebogenen Form zum Beispiel einige eher konische Flächen. Das gibt ganz andere Möglichkeiten in der Gestaltung.

In Leipzig haben Sie das Center in vier Höfe unterteilt, die sich jeweils an bestimmte Kunden richten, etwa an die Internet-Generation, die Best Ager, die Modebewussten. Diese einzelnen Teile sind auch architektonisch unterschiedlich gestaltet. Planen Sie das auch für Mönchengladbach?

Böning: Der Kunde ist nicht Entweder-oder, sondern Sowohl-als-auch. Natürlich kaufen immer mehr Menschen Dinge im Internet. Aber sie wollen auch weiter ein Shopping-Erlebnis. Und genau das bieten wir ihnen. Ich sehe eine exzellente Zukunft für Shopping- Center – wenn sie auf Qualität setzen. Diese Lehre hat der Handel schon einmal gemacht. Als die Discounter in großem Stile aufkamen, haben Märkte wie beispielsweise Edeka verstärkt auf Frische und hohe Qualität gesetzt und haben damit großen Erfolg.

Der Handel muss also online und live vertreten sein. Sind die Geschäfte auf Dauer dann nur noch Showroom für das Online-Geschäft ?

Böning: Wir haben hier in den Höfen am Brühl tatsächlich einen Shop, der letztlich wie ein Showroom ist. Und wissen Sie, wer das ist? Vorwerk! Die kommen aus einer ganz anderen Verkaufstradition, haben aber die Zeichen der Zeit erkannt. Der Handel wird weiter den Großteil seines Umsatzes in Läden erwirtschaften. Für einen großen Filialisten gilt dann, dass er vielleicht nicht mehr 250 Geschäfte in Deutschland hat, sondern nur noch 180 und eine starke Internet-Präsenz. Die brauchen übrigens auch Shopping- Center wie die Arcaden. Wir bieten unsere Kunden zum Beispiel Newsletter mit aktuellen Angeboten und Aktionen der Shop-Partner und Apps zum Navigieren im Center.

Wie sicher sind Sie, dass die Arcaden in Gladbach ein Erfolg werden?

Böning Absolut sicher, weil bei diesem Projekt alle genannten Kriterien für Erfolg erfüllt sind. Mit den Arcaden sichert sich Mönchengladbach seine Position zwischen der starken Einkaufsstadt Düsseldorf und den großen Outlets in den Niederlanden. Sie werden sehen: Es kommen jede Menge Kunden aus dem Umfeld wieder zum Einkaufen in die Stadt. Auch die Holländer werden zurückkommen. Dazu wird auch die Integration des Centers in die Stadt beitragen. Wir werden den Platz vor dem Haupteingang vom Center aus richtig inszenieren. Das wird die Innenstadt noch einmal aufwerten.

Die Zusammenarbeit mit Künstlern hat für Mfi eine lange Tradition. Was planen Sie für Mönchengladbach?

Böning Diese Tradition hat schon jetzt viel mit Mönchengladbach zu tun. Heinz Mack hat für einige unserer Center Kunstwerke geschaffen. Wir haben seine Skulptur im Bunten Garten restaurieren lassen. Bei den Arcaden wird das Thema Kunst mehr außen als innen eine Rolle spielen. Wir wollen mit einer Skulpturenmeile eine Verbindung zwischen Arcaden und Abteiberg schaffen. Das wunderbare Museum Abteiberg liegt zwar in unmittelbarer Nähe der Hindenburgstraße, wirkt aber trotzdem ein bisschen abgeschnitten. Wir wollen diese Verbindung sichtbarer machen.

Ralf Jüngermann führte das Gespräch. Rheinische Post 26.9.2012